Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck.
Neben allen funktionalen Erfordernissen an das Empfangsgebäude für Staatsgäste beschreibt dieser Satz treffend die Aufgabe dieses Bauwerks. Auch wenn in den selteneren Fällen die ankommenden und abreisenden Staatsgäste das Empfangsgebäude betreten, so stellt doch dieses Haus den ersten Kontakt zum Leben und zur Architektur in Deutschland her. Hier kann der Stellenwert der Baukultur in der Frage der Repräsentation der Bundesrepublik mit einem Blick erfasst werden.... mehr lesen >
Insofern kann der Erscheinung des Gebäudes ein hoher Stellenwert beigemessen werden. Das heute bestehende Empfangsgebäude am Flughafen Tegel erfüllt laut Auskunft der Nutzer die funktionalen Anforderungen bezogen auf Wege und Abläufe auf hervorragende Weise. Als Visitenkarte, als Aushängeschild für die Bundesrepublik Deutschland möchte man es lieber nicht verstehen.
Ein solitäre Baukörper mit seinem funkelnden, schwebenden Obergeschoss – umhüllt mit einer Haut, bestehend aus einer transluzenten Metallstruktur – empfängt den Besucher einladend und mit freundlicher Geste. Das weit auskragende Dach bietet land- wie luftseitig Schutz vor Wind und Wetter, ermöglicht mühelos den Verzicht auf Vordächer und zusätzliche bauliche Maßnahmen. Umsteigen von Auto zu Auto, das Betreten der Empfangshalle wird selbstverständlich und konzeptionell in die Architektur integriert.
Die extrovertierte Geste nach Außen generiert im lnnern eine differenzierte und introvertierte Innenwelt. Wie zwei verwobene Körper liegen die beiden Geschosse übereinander. Die zweigeschossigen Eingangshallen und Lufträume an der Luft- und an der Landseite vernetzen die beiden Layer in der Vertikalen zu einem Ganzen und lassen die Besucher beim Betreten des Empfangsgebäudes die Reichhaltigkeit der räumlichen Zusammenhänge und Blickbeziehungen sofort erahnen.
Während im Erdgeschoss alle Aspekte der Abfertigung und den protokollarischen Erfordernisse erfüllt werden, befinden sich im Obergeschoss neben der Verwaltung und der Presse die Räume von eher privatem Charakter. Hier kann man sich zum vertraulichen Gespräch zurückziehen und das Leben auf dem Flugfeld beobachten ohne selbst gesehen zu werden. Die verschiedenen individuellen Gartenzimmer ermöglichen eine völlig introvertierte Benutzung der repräsentativen Räume und schaffen grüne, lebendige Orte, an die sich der Gast gerne erinnern wird.
Der hier vorgelegte Entwurf für das Empfangsgebäude der Bundesrepublik Deutschland ist mehr als ein Flughafengebäude im Westentaschenformat. Hier geht es nicht nur um einen reibungslosen Ablauf der Staatsbesuche, sondern auch um Gastfreundschaft und Aufmerksamkeit den Repräsentanten der Staaten der Welt gegenüber. Weitläufigkeit, Präzision, baukulturelle Haltung, differenzierte Aufmerksamkeit bis hin zu den privaten, individuellen Wünschen der Gäste prägen das Haus in seinen Innen und Außenräumen.
Der erste Eindruck und der letzte funkelnde Gruß bilden auf diese Weise den Rahmen für den Besuch der Staatsgäste aus aller Welt.