Freiheit und Einheit sind Grundwerte jeder Demokratie — das Denkmal ist deren gebauter Ausdruck im Stadtraum Die Stimmen in der deutschen Gesellschaft, die auf ein solches Denkmal verzichten wollen, sind zahlreich. Dies ist durchaus nachvollziehbar, schließlich ist das eigentliche Freiheits- und Einheitsdenkmal die ungeteilte Stadt Berlin, die in den Asphalt eingelassene Spur der 1989/90 eingerissenen Mauer, die Reisefreiheit aller Bürger. Die Bilder vom Fall der Mauer haben sich in unsere Gehirne eingebrannt. Das stadtgeschichtlich gegebene Freiheits- und Einheitsdenkmal ist daher das Brandenburger Tor. In aller Welt erinnern sich die Menschen das Erstaunen, die Freiheitsfreude und Begeisterung in den Gesichtern der Deutschen. Um diesen Bildern Rechnung zu tragen, wird das Brandenburger Tor auf stille Art und Weise in das Gesamtkonzept einbezogen.... mehr lesen >
Das Brandenburger Tor war der schmerzlichste Ort der Teilung, ist Symbol der wieder erlangten Einheit, aber auch Symbol für die kriegerischen Irrwege deutscher Geschichte. Deshalb soll eine gleich lautende, sehr einfache Inschrift im Fries des Tores und auf dem Denkmal das Denkmal vor dem neuen alten Schloss und das Brandenburger Tor miteinander in Beziehung setzen. Die Inschrift lautet: Freiheit, Liberty, Liberté, вобода! Diese Inschrift weist auf eins der zentralen Probleme deutscher Geschichte, den immer wieder nur schwach entwickelten Freiheitswillen, sie weist auf die befreiende Tat der alliierten Siegermächte zur Beendigung der nationalsozialistischen Diktatur im Mai 1945 und sie weist in die Zukunft eines freien und liberal gesinnten 1989/90 endlich wiedervereinigten Europas.
Zu allen Zeiten haben Menschen Denkmale weiter geschrieben. Auf bestehenden Sockeln machten es sich die neuen Herrscher bequem. Statuen wurden umgewidmet und dienten den neuen Göttern. Oder die neue Inschrift führte — wie im Fall der wunderbaren Arbeit von Joseph Wiedemann für das Münchener Siegestor — zur Umwidmung eines Denkmals, ließ ein Siegestor zur Mahnung wider den Krieg werden.
Der auf dem Berliner Schlossplatz noch bestehende Sockel des einstigen Reiterstandbildes von Kaiser Wilhelm I. gibt die städtebauliche Maßstäblichkeit der neuen Intervention vor. Die Schlossfassade verlangt nach einer adäquaten Antwort, soll der Ort über der Spree nicht marginalisiert werden. Unter einer schweren, acht Meter hohen Platte betritt der Besucher den Sockel, der in seiner barockisierenden Form an vergangene Zeiten erinnert. Je tiefer der Besucher unter die Platte tritt, desto mehr wird sein Blick eingeengt und die Umgebung nur noch durch einen schmalen Schlitz wahrnehmbar. Die zunehmende Dunkelheit und die Last der Platte werden spürbar. Einzig eine helle, schmale Öffnung verspricht Linderung. Sie führt in einen hellen, hohen Raum, der sich zum Himmel hin öffnet und der im Gegensatz zur rostigen Außenhaut in seiner polierten Oberfläche die Wolken, die Menschen und die Vögel spiegelt. Der Horizont und die Kanten des Raumes sind nicht fassbar. Der Blick verliert sich in der Unendlichkeit. Dieser Raum liegt in der Flucht der öffentlichen Räume des Schlosses und ist auch in deren Folge zu lesen. Das bestehende Denkmal, nämlich der Sockel, wird nur punktuell berührt und behutsam von dem neuen Denkmal überlagert.