Der Bedarf an Wohnungen ist im ganzen Land zu einem drängenden Problem geworden. Jahrelang hat man es versäumt der Schaffung von Wohnraum Priorität einzuräumen und nun versucht man mit schnell zu erstellenden Wohnungsbauten den drohenden Infarkt abzuwenden. Leider liegt heute meist der Fokus auf der Schnelligkeit, während architektonische Belange kaum eine Rolle spielen. So entstehen landauf und landab gesichtslose Wohnungsbauten, die auch als „gemeiner Würfelhusten“ bekannt sind.
Im Quartier der Tuchfabrik besteht die Chance andere Wege zu gehen. Die Industriegebäude stehen teilweise unter Denkmalschutz. Diese Teile wollen wir sorgsam renovieren und mit weiteren Spolien der ehemaligen Tuchfabrik sicherstellen, dass der Besucher und die Bewohner den besonderen Ort und die daraus resultierende Baumasse als identitätsstiftend wahrnehmen. Man wohnt in der Tuchfabrik und nicht an dem Ort wo früher die Tuchfabrik stand und nur noch der Name des Quartiers daran erinnert.... mehr lesen >
Auch die Dachlandschaft knüpft an die Tuchfabrik an. Die Sheds wurden übernommen und ermöglichen die Aufnahme von Photovoltaik. Die großen, eingeschnittenen Höfe sind untereinander verbunden und so entsteht bei Übernahme der heute bestehenden Außenkanten der Tuchfabrik ein lebendiges Quartier mit halbprivaten inneren Gärten, die allen Bewohnern zur Verfügung stehen. Durch ein übergeordnetes Wegenetz ist das Quartier ganz selbstverständlich in das Stadtgeflecht eingebunden. Wir haben uns entschieden den motorisierten Verkehr in einer Quartiersgarage zu bündeln. So können die Bewohner, vor allem auch die Kinder gefahrlos den öffentlichen Raum bespielen.
Im 2. BA wollen wir das Quartier mit Solitärbauten im Park ergänzen, womit der gesamte Blockinnenbereich eine stärkere Durchgrünung erhält.
Ein vielfältiger Mix von sehr verschiedenen Wohnungen und Gewerbe wird angeboten. Von dem 1 Zi-Studio bis hin zu familienfreundlichen 4-Zi. Wohnungen wird alles angeboten. Auch Maisonettewohnungen für Familien befinden sich in der Anlage. Der historische Treppenturm wird für die Erschließung der Wohnungen herangezogen und erfüllt wieder seinen ursprünglichen Zweck. Mit dem Anteil für das Gewerbe sind wir sehr zurückhaltend umgegangen, da wir explizit keinen Lieferverkehr u.a. haben wollen um den ruhigen Charakter des Quartiers nicht zu stören.
Die Materialität der Bebauung arbeitet mit dem Dialog von Bestand und der neuen Ergänzung. Die Ziegel der Tuchfabrik werden durch die Bebauung darüber aus Beton/Putz mit Besenstrich und den Holzfaschen kontrastiert. So entsteht ein Klang, der dem Ort einen besonderen Charakter verleiht.