Großflächiger Einzelhandel und die Struktur einer Altstadt haben schwer vereinbare Grundzüge. Während die Altstadt von einer feinen Körnigkeit einer lebendigen, vielfältigen Nutzung und abwechslungsreichen Fassaden lebt, verlangt der großflächige Einzelhandel- wie der Name schon sagt- große zusammenhängende Rächen, oft verbunden mit vielen PKW-Stellflächen. Der Bedarf an zusammenhängenden Verkaufsflächen ist groß und vielfach wurden in Altstädten mehrere bestehende Bauten abgerissen, um Platz für ein monostrukturelles Gebäude zu schaffen. So geschah dies auch auf unserem Grundstück in den 70er Jahren. Das Gothaer Haus ist jedoch schon nach 50 Jahren nicht mehr zukunftsfähig und soll abgerissen werden.... mehr lesen >
Wir wollen nicht die Fehler vorangegangener Planungen wiederholen und einen Baustein in die Stadt einfügen, der nicht in das bestehende Geflecht passt Die vorgesehene Kombination von Wohnungen mit der Verkaufsnutzung ermöglicht einen nachhaltigeren Ansatz: Der massive Kern des Hauses mit den Verkaufsflächen bildet einen Sockel für die Wohnbebauung, die der Körnung der Stadt entspricht. Die traditionelle Gliederung der städtischen Häuser mit Läden im Erdgeschoss und darüber befindlichen Wohnungen wird zurückhaltend abgewandelt, indem der Einzelhandel sich auch in das 1. Obergeschoss ausdehnt und nebeneinander mehrere historische Parzellen verbindet sowie den Blockinnenbereich unterbaut. Das ist von der Straße aus nicht wahrnehmbar. Sichtbar ist die kleinteilige Maßstäblichkelt der Wohnungen und der Dächer mit den Gauben im 2. und 3. Obergeschoss.
Die architektonische Verbindung der unterschiedlichen Nutzungen in den Straßenfassaden stellen wir selbstverständlich und unaufgeregt dar – in der Sprache des Ortes, aber ohne historisierende Zitate. Die großzügigen Fensteröffnungen des Erdgeschosses werden im 1. Obergeschoss wieder aufgenommen und im 2. Obergeschoss auf das Maß von französischen Wohnraumfenstern reduziert. Die unterschiedlichen Geschosshöhen stechen nicht hervor. So gewohnt wie die Gauben in den geneigten Dächern des Hauses, stellt sich auch die Eckbetonung der Kreuzung Weender Straße / Jüdenstraße dar: Ein schlichter Giebel betont die Ecke auf subtile Weise und gibt der Fußgängerzone einen selbstverständlichen Abschluss.
Die konzeptionell vorgeschlagene Grundrissorganisation haben wir weiter entwickelt: Die zweigroßen Gewerbeflächen, ihre Orientierung, die Tiefgaragenaufzüge und die kleinen Verkaufsflächen mit der davor befindlichen Bushaltestelle liegen an der städtebaulich richtigen Stelle. Die Wohnbauten darüber sind über die Treppenhäuser an der Straßenebene angeschlossen. Der gemeinsame Hof, der sich auf dem Niveau des 2. Obergeschosses befindet, soll mit einer ausreichenden Erdüberdeckung eine grüne Oase für alle Bewohner darstellen. Die Wohnungen werden über den gemeinsamen Gartenhof erschlossen. Dieser Freiraum ist für alle Bewohner gleichzeitig Gemeinschaftsraum und für das Quartier eine zusätzliche Durchlüftungsschneise.
Die Wohnungen sind klar gegliedert und sehr effizient organisiert. Während die kleinen Wohnungen eher zur Straße hin orientiert sind. öffnen sich die größeren Wohnungen zum ruhigen, grünen Hof. Mitten in der Stadt entsteht eine attraktive Wohnlage.
Nach 50 Jahren wird das Quartier an der Jüdenstraße und der Weender Straße wieder den Duktus des Ortes widerspiegeln, was auch unter heutigen Randbedingungen uneingeschränkt möglich ist.